Situation über Kaspischem Meer kann sich jederzeit verschärfen
Die EASA erklärte in dem jetzt veröffentlichten nicht verbindlichen Sicherheitshinweis, sie habe keine speziellen Empfehlungen für die Fluggesellschaften, die den Luftraum über dem Kaspischen Meer, dem Iran und dem Irak durchfliegen. Sie werde jedoch den Sicherheitshinweis entsprechend ergänzen, wenn sie weitere Informationen zu der Situation in der betroffenen Region erhalte. Die Situation in der Region könne sich jeden Moment ändern, sagte ein EASA-Sprecher auf Anfrage.
Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation der Vereinten Nationen (ICAO) wiederum warnte nach Angaben des "Wall Street Journal" bereits vor der "möglichen Existenz ernsthafter Risiken für die Sicherheit internationaler Zivilflüge" im größeren Luftraum rund um Bagdad, Damaskus und Teheran. Einige Airlines hätten während und nach dem Abfeuern der russischen Marschflugkörper alternative Reiserouten gewählt. Entsprechende Änderungen der Flugpläne könnten zu einem dichteren Verkehrsaufkommen auf den alternativen Routen führen und sich so auf die Kapazität des Luftraums auswirken.
Bei Flightradar24 (Link: http://www.flightradar24.com/33.19,35.17/5) konnte man Sonntag beobachten, dass Fluggesellschaften weiter die viel beflogene Route im Südwesten des Iran nutzten und auch über das Kaspische Meer flogen. Gleichzeitig schienen einige Airlines auf die alternative Route über Saudi-Arabien und Ägypten auszuweichen. Nach aktueller Erkenntnis bestehe keine Erfordernis, auf alternative Routen auszuweichen, sagte eine Sprecherin von Lufthansa (Link: http://www.welt.de/themen/lufthansa/) . Aber grundsätzlich sei die Lage volatil. Deshalb stehe Lufthansa in ständigem Austausch mit den deutschen und europäischen Flugsicherheitsbehörden, um reagieren zu können, falls die Lage dies erforderlich mache.
Über Syrien fliegt Lufthansa ohnehin nicht mehr, genau wie die anderen europäischen Fluggesellschaften. Nach Angaben aus Branchenkreisen beriet sich die europäische Luftraumaufsicht Eurocontrol am Samstag mit den europäischen Airlines in einer Telefonkonferenz über die Lage nach dem Einsatz russischer Marschflugkörper in Syrien. Genau wie die EASA verfolgt sie die Situation in der Krisenregion sehr genau.
US-Behörde erhält Geheimdienstinformationen
Die EASA tauscht sich dabei auch mit ihrem amerikanischen Pendant aus, der FAA (Federal Aviation Administration). Im Gegensatz zu der US-Luftfahrtsicherheitsbehörde, die vom amerikanischen Geheimdienst vor entsprechenden Gefahren in Krisenregionen gewarnt wird, hat es die EASA in Europa gleich mit einer Vielzahl von Nachrichtendiensten zu tun. Dabei sei sie auf den guten Willen der einzelnen Länder angewiesen, ihre nachrichtendienstlichen Erkenntnisse mit ihr zu teilen, damit sie die europäischen Airlines warnen könne, sagte EASA-Chef Ky der Journalistenvereinigung AJPAE. Denn Geheimdienste und ihre Erkenntnisse sind für Staaten eine Frage der Souveränität.
Ein weiteres Problem sind nach Ansicht von Ky Codesharing-Programme. "Wenn ein europäischer Fluggast beispielsweise ein Ticket von Air France oder Lufthansa kauft, geht er davon aus, dass die Sicherheitsstandards auf dem Flug entsprechend hoch sind", sagt er. Doch es könne passieren, dass er dann von einer anderen, nicht europäischen Fluggesellschaft transportiert werde.
"Wir möchten sicherstellen, dass europäische Passagiere bei Codesharing-Flügen den gleichen Sicherheitsstandard wie bei europäischen Airlines haben", erklärt der EASA-Chef. Als Beispiel nannte er das Überfliegen von Syrien. Während europäische Airlines dies nicht mehr täten, könne man bei Flightradar sehen, dass eine Fluggesellschaft, die Mitglied der Allianz Skyteam ist, noch immer über Syrien fliege. Doch wenn es sich nicht um eine europäische Fluggesellschaft handele, habe die EASA keine Handhabe.